Bildung – Lebenslanges digitales Lernen

Bestand

Jena ist der wichtigste Standort für Bildung und Wissenschaft in Thüringen. Den Grundstein dafür legte 1558 Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen mit der Gründung der Universität. Größen wie Goethe, Schiller, Fichte, Abbe und Schott prägen bis heute den guten Ruf Jenas. Derzeit studieren 24.000 Studentinnen und Studenten an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) sowie der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH). Etwa 4.500 wissenschaftliche Mitarbeiter sind in der Lehre sowie in den vielen renommierten Forschungseinrichtungen der Stadt tätig. Über 12.000 Schüler lernen an allgemeinbildenden oder beruflichen Schulen.

Jena hat die Notwendigkeit lebenslangen Lernens verinnerlicht. So gibt es in der Stadt ein großes Bildungsangebot – vom frühkindlichen Alter bis hin zur Seniorenbildung.

Um die Medienkompetenzentwicklung bereits im Kindesalter zu fördern, hat das Land Thüringen 2001 als erstes Bundesland den verbindlich zu unterrichtenden Kurs „Medienkunde“ eingeführt, in dem im Einklang mit dem technischen und technologischen Fortschritt die Medienkompetenzentwicklung bis zur Klassenstufe 10 gefördert wird. Zudem gibt es regelmäßige Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen zur Verbesserung der digitalen Kompetenzen für alle Altersgruppen in Jena. Auch die Volkshochschule Jena (VHS) bietet bereits ein breites Angebot an computergestützten Kursen sowie Veranstaltungen zum digitalen Kompetenzaufbau an.

Im Hochschulbereich wurden zwei digitalisierungsrelevante Stiftungsprofessuren eingerichtet, eine an der FSU und eine an der EAH. Zudem wurde das Zertifizierungsprogramm Medienkompetenz in der Hochschullehre eingeführt. Die Lehrenden sollen mit diesem Zertifikat für einen breiteren Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre sensibilisiert werden sowie die Entwicklung eigener mediengestützter Lehrkonzepte ausbauen können.

Für die Förderung der MINT-Fächer in der schulischen und außerschulischen Bildung setzt sich aktiv der Kooperationsverbund „witelo“(witelo.de) ein. So gibt das Netzwerk einen Überblick über die Möglichkeiten außerschulischen Lernens in Jena und unterstützt Projekte im wissenschaftlichen sowie technischen Bildungsbereich. Im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit wurde die Initiative „netpäd“(netpaedjena.de) gegründet, die Workshops mit Kindern und Jugendlichen durchführt, in denen es um die kreative Auseinandersetzung mit den digitalen Medien geht.

Vision

Im Fokus der zukünftigen Entwicklung im Bereich Bildung steht das Konzept des lebenslangen digitalen Lernens. Digital meint hier sowohl die Nutzung von computergestützten Lernformaten als auch die Kompetenzerweiterung im Umgang mit digitalen Inhalten.

Die digitale Bildung vom Kindes- bis zum Seniorenalter wird mit der Einrichtung des Bildungszentrums Jena Digital gefördert. Hier werden projekt- und zielgruppenübergreifend gemeinsam mit "witelo", der Gruppe „netpäd“, dem Seniorenbereich der Stadt, den Hochschulen und dem Medienzentrum der Schulverwaltung soziale Lernplattformen aufgebaut, auf denen weitere Lernmaterialien bereitstehen. Außerdem werden interaktive Portale helfen, die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden zu vereinfachen. Auf diesen werden auch individuelle Beratungen angeboten. Neben der Schulbildung werden interaktive Lernformate auch im Aus- und Weiterbildungsbereich stärker Einsatz finden. Weiterbildungsmöglichkeiten werden dabei für alle Bürgerinnen und Bürger verfügbar und auf die Bedürfnisse der Altersgruppen angepasst. Zudem gibt es bereits konkrete Pläne, bedarfsgerechtes E-Lernen einzuführen. Durch dieses wird ein standort- und zeitunabhängiger Zugriff auf alle Inhalte der Ausbildung, des Studiums oder der Weiterbildung möglich. Diese Bildungsangebote lassen sich flexibel in den Alltag integrieren und Präsenzphasen entfallen. Durch die variable Gestaltung des Unterrichts lassen sich Beruf und Fortbildung einfacher miteinander vereinbaren. Neben der Förderung des digitalen Bildungsspektrums werden auch Präsenzangebote durch Workshops und AG stärker ausgebaut, die sich inhaltlich mit dem Thema der digitalen Medienkompetenz beschäftigen.

Die Bürgerinnen und Bürger erwarten vermehrt von den Bildungseinrichtungen schlanke Verwaltungsprozesse. Diese können durch Online-Services erzielt werden. Künftig werden alle Bildungseinrichtungen der Stadt stärker Online-Dienstleistungen anbieten, um die gesamte Kommunikation mit den Nutzern von der Bewerbung über online abrufbare Lehrmaterialien bis hin zu Abmeldungen effizienter zu gestalten. Die Online-Dienste werden zukünftig über eine „Single Sign On“-Lösung im Bürgerkonto aufgerufen.

Weitere digitalisierungsrelevante Stiftungsprofessuren sind an den Hochschulen in Planung. Dabei sind Unternehmen als Co-Stifter, hier in Form von probono Leistungen, sehr erwünscht.

Zentrale Chancen der Digitalisierung im Bereich Kultur sind die Bestandsdigitalisierung aus konservatorischen Gründen und zur vereinfachten wissenschaftlichen Nutzung sowie der digital vereinfachte Zugriff auf Kulturgüter für die breite Bevölkerung. In diesem Zusammenhang wird das bisherige Online-Angebot der Ernst-Abbe-Bücherei (EAB) Jena durch eine 24 Stunden-Online-Bibliothek ergänzt, in der die digitalen Medien bequem von Zuhause aus genutzt werden können. Für die Ausleihe von gedruckten Medienangeboten wird es künftig Online-Services geben, die den Prozess der Ausleihe und die Rückgabe flexibler gestalten. Zudem werden kulturelle Vorort-Services eingerichtet, die eine Nutzung von Kulturangeboten der Stadt an vielen zentralen Standorten wie Museen, öffentlichen Einrichtungen, Arztpraxen, Einkaufzentren etc. ermöglichen.

Die Lesefähigkeit stellt ein universelles Kulturwerkzeug dar, deren Bedeutung auch in einer sich verändernden Medienlandschaft nicht geringer geworden ist. Umgekehrt bedeutet eine geringe Lesefähigkeit bis hin zum modernen, funktionalen Analphabetismus einen enormen Chancennachteil. Zukünftig wird es daher digitale Bildungsangebote geben, die sich explizit mit der Förderung der Lesefähigkeit auseinandersetzen.

In einer modernen Stadt wie Jena gehen die kreativen Ideen nicht nur von der Stadt selbst und deren Kultureinrichtungen aus. Auch einzelne Bürgerinnen und Bürger haben Vorschläge im Kreativbereich. Doch bisher fehlt hierfür eine geeignete Plattform, um ihre Ideen zu äußern und umzusetzen. In naher Zukunft wird es deshalb einen digitalen „Makerspace“-Kreativbereich geben, über den Bürgerinnen und Bürger ihre kreativen Konzepte vorstellen können, Räume zur Verfügung gestellt werden und sich Interessenten vernetzen können.